Hans Kotter – MEHR LICHT!
30.11.2018 – 02.03.2019
Zurück zur ÜbersichtStimmungsaufheller
Die Kunst von Hans Kotter macht glücklich. Seine Skulpturen aus Plexiglas, Spiegeln und Hunderten von LEDs senden das aus, was unser Hirn auf Hochtouren bringt – LICHT. Mit seinen Lichtskulpturen erschafft der Künstler eine eigene Realität, die den Betrachter einfängt und fasziniert.
In den Werken tut sich eine imaginäre Welt auf, mit weiten Ebenen, frei schwingenden Tunneln und Ausblicken in die Unendlichkeit des Raumes. Je nach Standpunkt des Betrachters ändern sich die wahrgenommenen Räume innerhalb der Objekte, je nach Lichtsteuerung die Stimmung. Licht und Bewegung sind die Impulse, denen sich die Augen nicht entziehen können und die Hans Kotter für seine suggestiven Werke nutzt. „Ich arbeite am Computer wie andere mit dem Pinsel“, sagt der Künstler dazu. Hans Kotter setzt seine künstlerischen Ideen in aufwändigen, oft monatelangen Programmierprozessen um und kann so jede LED einzeln ansteuern und jene opulenten Farbverläufe und Räume kreieren, die den Betrachter gefangen nehmen und verblüffen. Das alles ist in Konstruktionen umgesetzt, die in ihrer technischen Perfektion Autonomie und Selbstverständlichkeit ausstrahlen und den genetische Code der Konkreten Kunst verraten.
Hans Kotter studierte zunächst Malerei. Über die Frage, wie Skulpturen optimal zu beleuchten seinen, kam er zu seinen Lichtobjekten. In der Tradition der ZERO-Künstlergruppe, mit Ahnherren wie Mack und Luther nutzt der Künstler die enormen Möglichkeiten der modernen Technik und führt so die Lichtkunst ins 21. Jahrhundert.
In der Stern-Wywiol Galerie wird das Werk des international ausstellenden Künstlers nun erstmals in Hamburg gezeigt – Zeit zum Glücklichsein!
Gestern ging es durch die Presse: Die CEBIT, Deutschlands größte Messe für Informationstechnik, gibt es nicht mehr. Wie kann das sein?
Man konnte doch immer sicher sein, etwas Neues zu sehen, etwas Unerwartetes, etwas Faszinierendes. Wie kann es denn sein, dass so eine Messe im Lande der Ingenieure und Tüftler nicht mehr funktioniert?
Die Messegesellschaft macht schwindende Besucherzahlen verantwortlich. Vielleicht liegt es ja daran, dass Computer heute so viel können und wir zunehmend überfordert sind von Ihrer Bedienung, dass wir im Allgemeinen nur max. 5 % der Möglichkeiten unserer Computer nutzen. Oder dass wir uns manchmal regelrecht ausgeliefert fühlen, wenn die Maschine – gern kurz vor einem wichtigen Abgabetermin – nicht das tut was sie soll und zum Stundengrab mutiert.
Oder aber wir haben keine Lust mehr auf Computer, haben vielleicht so eine Art Technikmüdigkeit, einen Überdruss, weil uns das Menschliche, das Individuelle abhanden gekommen scheint.
Wir begrüßen heute Abend einen Künstler in der Galerie, der es mit seiner Kunst schafft, das Disparate zu vereinigen und die Widersprüche des modernen Lebens nutzbar zu machen:
Hans Kotter baut Leuchtobjekte und –skulpturen aus Edelstahl, Plexiglas und Hunderten von LEDs. Das sind Präzisionsgeräte, akribisch geplant, millimetergenau gebaut, mit neuesten Bearbeitungstechniken hergestellt, die z.B. hochglanzpolierten Edelstahl möglich machen, und ausgestattet mit einem Minicomputer, der die Prozesse im Inneren steuert.
Und nun kommt es: Diese Objekte und Skulpturen aus Technik machen glücklich! Hans Kotters Kunst verbirgt ihren technischen Charakter nicht und doch können wir sie lieben. Wir sind fasziniert von den laufenden Lichtern, die uns in imaginäre unendliche Weiten hineinziehen. Bewegung erzwingt immer unseren Blick, das ist das evolutionäre Erbe unserer Herkunft. Und wir sind neugierig, wenn wir irgendwo hineinschauen können. In unendliche Kurven oder Tunnels zum Beispiel. Das ist die kognitive Seite.
Noch viel wichtiger scheint mir aber die emotionale, die unterbewusste Seite unserer Reaktion auf diese Kunst. Viele Arbeiten von Hans Kotter senden Licht aus. Und Licht ist Doping für die Seele. Bei einer sogenannten Winterdepression ist Lichttherapie eine schnell wirkende, anerkannte Heilmethode. Licht erhöht nämlich den Seratoninspiegel im Organismus. Und Serotonin wirkt bekanntlich stimmungsaufhellend, macht also glücklich.
Ich habe mich gestern Abend einmal ganz in Ruhe zu den Twins gesetzt. Es war ein bisschen wie am Meer sitzen: Es kommen Wellen an, hier aus Licht, ganz gleichmäßig, aber immer anders. Das ist entspannend, und gleichzeitig ist es fesselnd, weil wir uns eben der Bewegung des Lichts nicht entziehen können. Ich habe immer neue Details des Werkes entdeckt und habe gleichzeitig ein wenig meditiert, es war herrlich!
Und genau um diesen Zustand der wachsamen Entrückung geht es Hans Kotter in seinem Werk. Der Künstler sagt von sich: „Ich male mit dem Computer wie andere mit dem Pinsel.“ Er hat immer eine ganz genaue Vorstellung, welche Wirkung seine Lichtkunst haben soll, wie das Werk selber aussehen soll, welche Räume er im Werk eröffnen möchte. Gleichzeitig weiß er genau, was das Werk im umgebenden Raum bewirken soll. Hans Kotter versteht es, seinen Werken eine ganz reale Aura zu verleihen, die dann den Raum verzaubert. Und wem die ständig wechselnden Farben zu intensiv sind, der kann die Verläufe auch anhalten, und so vielleicht im Sommer eine kühle und im Winter eine warme Aura erhalten.
Hans Kotter entwirft auf dem Papier seine Idee des Lichts. Am Computer programmiert er dann in langen Sessions – je nach Komplexität der Formen und Farben – die Steuerung für Hunderte von LEDs. Mithilfe von Spiegeln in präzise berechneten Einbauwinkeln entstehen dann die faszinierenden Mini-Kosmen, die seine Werke oft darstellen.
Hans Kotter macht für mich die Lichtkunst des 21. Jahrhunderts. Er knüpft an an die Traditionen der ZERO-Gruppe und der Op-Art etwa eines Victor Vaserely. Er nutzt alle technischen Neuerungen, vor allem auf dem Gebiet von Leuchtmitteln und Software, aber er tut das nicht um der bloßen Spielerei willen. Vielmehr möchte er uns zeigen, was passiert, wenn wir sehen, wenn wir Licht sehen. Das, was so existentiell ist, dass wir es gar nicht mehr bemerken.
Das lässt sich auch bei den fotografischen Arbeiten sehr gut nachvollziehen. Hans Kotter hat nämlich genau das fotografiert, was wir immer sehen, ohne es zu sehen, LICHT. Wie Sie sicher wissen, ist unser als weiß empfundenes Tageslicht die Mischung aus elektromagnetischer Strahlung verschiedener Wellenlänge. Erinnern Sie sich noch an die einfachen Prismen aus dem Physikunterricht, wo auf der einen Seite das weiße Licht hineinfiel und auf der anderen Seite als Regenbogen wieder austrat? Mithilfe einer Kombination eigens hergestellter Glasprismen erzeugt Hans Kotter ganz besondere Lichtbrechungen und –effekte. Diese werden dann als utrahochaufgelöste Makros fotografiert und das sehen Sie also auf den Fotos. Motive von fast überirdischer Farbbrillanz und Schönheit, zum Greifen nah und doch unerreichbar – LICHT eben.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Künstler ist anwesend – nutzen Sie diese Gelegenheit und fragen Sie ihn alles, was Sie über seine Kunst und über das LICHT wissen wollen. Wir haben jetzt Tage wo es 14 Stunden am Tag stockdunkel ist – MEHR LICHT scheint mir die passende Antwort zu sein.
In unserem neuen Katalog finden Sie eine große Bandbreite von Hans Kotters Werk, schauen Sie gern herein.
Ich wünsche Ihnen einen erleuchteten Abend!
Dr. Kathrin Reeckmann